Stellungnahme zur aktuellen Situation

Vor ein paar Wochen verpassten wir auf Grund einer höchst fragwürdigen Kollektivstrafe durch die Karlsruher Polizei das Auswärtsspiel unseres Fussballclubs. Während eine Kollektivstrafe an für sich eine Reaktion bereits rechtfertigen würde, wird dies nochmals verstärkt dadurch, dass die Form der Bestrafung das Verpassen eines Spiels darstellte und nicht eine vermeintlich „harmlosere“ wie beispielsweise ein Verbot von Schwenkfahnen.
Während es im Innenhof der Polizeikaserne noch einen kurzen Kontakt zur Heidenheimer Fanbetreuung gab, herrschte in der Woche nach diesem Vorfall Funkstille. Obwohl wir unsere Entrüstung mehr als deutlich zum Ausdruck brachten, interessierte sich scheinbar niemand in unserem Verein für die eigenen Fans.

Beim darauffolgenden Heimspiel gegen die Arminia aus Bielefeld zeigten wir zu Beginn der zweiten Halbzeit das Spruchband: „Wir lassen uns unsere Liebe nicht nehmen“, ergänz mit einem „ALL COPS ARE BASTARDS“ Banner am Zaun.
Wichtige Anmerkung an dieser Stelle: Die höchste deutsche Gerichtsbarkeit, das Bundesverfassungsgericht, hat entschieden, dass „ALL COPS ARE BASTARDS“ keine Beleidigung darstellt! Infolgedessen handelt es sich hier nicht um eine Beleidigung sondern freie Meinungsäußerung!
Sowohl das Banner als auch das Spruchband wurden zuvor beim Verein angemeldet, so wie es seit Jahren Gang und Gebe ist. Wie bereits bekannt, wurde das Banner daraufhin vom Verein verboten. Obendrein bekam die anmeldende Person noch die von uns als Drohung verstandene Worte: „Falls das Spruchband über das von unserer Seite genehmigte hinaus geht wird die Stadionverbotsbeauftragte dich zur Verantwortung ziehen“.

Die Kollektivstrafe, das fehlende Interesse gepaart mit dieser Farce einen Einzelnen für die Entscheidung einer Gruppe, wo er eventuell nicht einmal dafür war, verantwortlich zu machen, veranlassten uns dann dazu, dass Banner tatsächlich zu bringen.
Wir brachten alles ganz offensichtlich, offen durch den Einlass getragen, ins Stadion und hängten es gemeinsam und offen als Gruppe Fanatico Boys auf.

Ein paar Tage später gab es dann auf Wunsch des Vereins ein Treffen, in welchem die bis dato erwähnten Punkte aufgearbeitet wurden.
Zum einen wurde uns das Ergebnis der DEKRA-Zertifizierung mitgeteilt. Hieraus resultierten zum Beispiel auch die Vollkörperkontrollen an allen Tribünen! Zum anderen wurden in diesem Termin die Konsequenzen für das Spruchband besprochen. Hierzu gehörte die Verschärfung der Kontrollen an unserem Eingang sowie die oberflächliche Sichtprüfung unseres Materials.
Konsequenzen, welche auf Grund unseres Handels entstanden und zu welchem wir absolut stehen.

Zu Beginn der Heimspielwoche erhielt die bis dato unbeteiligte Gruppe Unitas Aquileiae kurzfristig und ohne Angabe von Gründen, verschärfte Auflagen für die gegen Hannover geplante Choreo. Die Gruppe entschied sich deshalb die Aktion abzusagen, da sie sich dieser Kollektivstrafe nicht beugen wollte.

Vergangenen Donnerstag, am Tag vor dem Heimspiel gegen Hannover 96, gab es ein erneutes Treffen zwischen uns und dem Verein. Grund hierfür war die Kommunikation der finalen Ergebnisse aus der DEKRA-Zertifizierung.
In diesem Zusammenhang wurde uns folgende Punkte vorgetragen:

  • Bei einer Choreographie müssen alle Bestandteile spätestens 30 Minuten vor Stadionöffnung vor Ort sein, sodass diese vom Ordnungsdienst überprüft werden können.
  • Die Gegenstände, welche in unserem Fancontainer verkauft werden müssen jedes Spiel spätestens 30 Minuten vor Stadionöffnung vor Ort sein, sodass diese vom Ordnungsdienst überprüft werden können.
  • Jedes Spruchband muss einzeln ausgerollt und kontrolliert werden am Eingang.
  • Das Material muss komplett entpackt und ausgerollt werden, sodass dies vom Ordnungsdienst gelesen und somit überprüft werden kann.
  • Die auf Grund der DEKRA-Zertifizierung eingeführten Vollkontrollen werden im ganzen Stadion strenger gehandhabt.
  • Das Vertrauensverhältnis zwischen Verein und Fanszene gilt als komplett gebrochen und zerstört.

Während wir zu jeder Zeit bereit waren die Konsequenzen zu tragen, so war dies jedoch ein Schlag ins Gesicht für uns und hatte nichts mehr mit den zunächst besprochenen Konsequenzen zu tun. Noch nie hatten wir eine Choreo, den Container oder unser Material missbraucht. Auch das Vertrauen wurde zu keiner Zeit gebrochen, da wir das Spruchband von Anfang an anmeldeten und mit offenen Karten spielten.
Sämtliche Einwände zu diesem Thema wurden mit dem Argument des nicht mehr vorhandenen Vertrauens abgetan.

Als wäre diese Liste noch nicht genug, erfuhren wir kurz darauf, dass im Heimspielheft, welches übrigens auch mit der Heidenheimer Zeitung in die Haushalte ausgeliefert wird, ein Text abgedruckt wurde, welcher uns die Schuld an den Vollkörperkontrollen im ganzen Stadion gab.
Nicht genug, dass der Verein beim Treffen mit uns nicht den Mut hat uns ins Gesicht zu sagen, dass dieser Text kommt. Noch schlimmer ist, dass die Schuld öffentlich auf die komplette Szene verallgemeinert und abgeschoben wird anstatt offen dazu zu stehen, dass man in den letzten Jahren Vorgaben vom DFB ignoriert hat und nun die Kontrollen auf Grund der DEKRA-Zertifizierung einführen muss.

Aus all diesen Gründen gab es ein spontanes Treffen der aktiven Fanszene vor dem Heimspiel, in welchem nach einer Diskussion demokratisch entschieden wurde, wie man weiterhin vorgeht. Die Ergebnisse sind wie folgt:

  • Kein organisierter Support von unserer Seite aus bei den letzten beiden Heimspielen der Saison 2016/2017
  • Anwesenheit nicht als Szene/Gruppen, sondern nur als Einzelpersonen und damit auch ohne jegliche Zaunfahnen
  • Keine Choreographien mehr auf unbestimmte Zeit
  • Keine Kooperation mehr mit dem Verein in gemeinsamen Aktivitäten (Allen voran Osttribüne Unterwegs)
  • Keine Gesprächsbereitschaft mehr gegenüber Vereinsmitarbeitern
  • Verzicht auf sämtliche Privilegien (Container, Arbeitskarten, Parkkarten, Lautsprecheranlage, …)

Alles in allem kann man sagen, dass dies für uns einen vollständigen Bruch mit der Vereinsführung darstellt. Ab sofort wird jedes Spiel in Heidenheim wie ein Auswärtsspiel gehandhabt, mit allen Vor- und Nachteilen. Das bedeutet wir sind nur da wegen unserer Mannschaft, unseren Farben und unserer Stadt. Ganz egal wie die Kontrollen sind oder was erlaubt wurde.

Zur Sicherheit an dieser Stelle nochmals der Hinweis, dass wir in Berlin wie gewohnt auftreten und die Mannschaft auch akustisch anfeuern werden. Es ist absolut nicht unser Ziel diese Situation auf dem Rücken des Teams auszutragen und es tut uns leid, dass wir sie in den letzten beiden Heimspielen der Saison nicht wie gewohnt unterstützen können. Auf die Schnelle sahen wir jedoch keine andere Möglichkeit. Bei den letzten Spielen und auch in den letzten Jahren haben wir oft genug gezeigt, dass wir hinter der Mannschaft stehen. Das Team hatten wir, in Form eines kurzen Gesprächs mit Marc vor der Partie gegen Hannover, über den Zustand informiert.

Wie es zur neuen Saison bei den Heimspielen weitergeht, werden wir in der Sommerpause entscheiden.

Fanatico Boys und Unitas Aquileiae im Mai 2017

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